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Es geschah im Anschluss an das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach: Josip Simunic nahm gut hörbar für alle, die noch im Stadion weilten, das Wort „Meisterschaft" in den Mund. Die Berliner, denen der Erfolg der Hertha selber ein wenig unheimlich vorkam, reagierten gewohnt besonnen und planten sofort die Meisterschaftsfeier am Roten Rathaus. Der Rest ist bekannt, Hertha BSC verstolperte auf der Zielgrade nicht nur die Meisterschaft, sondern auch eine lukrative Teilnahme an der Champions League. Nun wartet statt Real Madrid eben Bröndby Kopenhagen.

Doch weniger die Vergangenheit sollte am Sonntag ausschlaggebend für das Spiel bei Borussia sein. Schwerer dürfte mit Voronin, Simunic und Pantelic der Abgang von drei Basispielern sein, die in der Folge nur mit relativ unbekannten Namen ersetzt wurden. Vom Papier her ist die Mannschaft also schwächer einzuschätzen als in der vergangenen Saison. Doch Papier ist bekanntlich geduldig und Trainer Lucien Favre konnte bereits zweimal unter Beweis stellen, dass er in der Lage ist, ein Team zu formen. Also quo vadis Hertha? Diese Frage dürfte sich auch diese Saison stellen. Und die erste Antwort könnte am Niederrhein zu finden sein.

Borussia Mönchengladbach

Halbzeit in Bochum. Ein neues Dream-Team schien geboren. Wen aus dieser Mannschaft hätte man ersetzen sollen? Die Antwort auf diese Frage gab dann schließlich Dante. Mit seiner Roten Karte war gleichzeitig klar, dass die Borussia in ihrem ersten Heimspiel nicht mit derselben Formation wie in Bochum auftreten kann. Doch der Reihe nach.

Im Tor wird es natürlich keine Veränderung geben. Christofer Heimeroth kann man an keinem Gegentreffer auch nur einen Funken Verantwortung geben. Im Gegenteil: Mit seinen Paraden sicherte er letztendlich sogar noch einen Punkt. Ebenso werden auch die Außenverteidigerpositionen unverändert bleiben. Auf der linken Seite machte Jean-Sébastièn Jaurès durchaus einen ordentlichen Job. Rechts könnte man auf eine Rückkehr von Paul Stalteri spekulieren. Als in Bochum die Gladbacher nach dem Ausgleichstreffer aber auseinander zu brechen drohten, war Tobias Levels einer der wenigen, die mit Kampf wieder ins Spiel zurückfinden konnten. Seine Auswechslung würde keinen Sinn machen und auch seiner Leistung nicht gerecht. Natürlich könnte man weiter spekulieren, ihn auf links zu stellen und Stalteri für Jaures zu nominieren. Aber mit einem fleißigen „Bäumchen-wechsel-dich“-Spiel in der Anfangsphase der Saison haben die Gladbacher schon in der vergangenen Saison schlechte Erfahrungen gemacht. Definitiv wird sich aber die Innenverteidigung verändern. Dantes Platz neben Roel Brouwers dürfte Thomas Kleine einnehmen. Das ist wiederum keine schwere Prognose, fehlen doch hier schlicht und ergreifend die Alternativen.
Eine weitere Veränderung bahnt sich im zentralen Mittelfeld an. Marcel Meeuwis hat seine Sperre abgesessen. Nach den teilweise zu unbesonnenen Auftritten im defensiven Mittelfeld  ist es also durchaus wahrscheinlich, dass er zu seinem ersten Einsatz kommt. Vermutlich wird für ihn der Amerikaner Michael Bradley weichen müssen, der weder im Pokal, noch in Bochum den glücklichsten Eindruck hinterlassen konnte. Dies wiederum würde Thorben Marx ein Wiedersehen mit seinem Ex-Club bescheren. Auf den restlichen Positionen ist hingegen keine Veränderung zu erwarten. Raul Bobadilla und Roberto Colautti harmonierten in Bochum gut, Karim Matmour sollte seinen Stammplatz weiterhin sicher haben und über Arango braucht man erst gar nicht zu reden.


Hertha BSC Berlin

Wer kein Geld hat, geht entweder ins Wasser oder versucht, aus der Not eine Tugend zu machen. Für die Berliner trifft wohl Letzteres zu. Mit Josip Simunic hat man nicht nur einen der besten Innenverteidiger der vergangenen Saison verloren, die sieben Millionen Euro Ablöse konnten aufgrund der eigenen finanziellen Situation nicht einmal voll in Neuverstärkungen investiert werden. Also schlug die Hertha den Weg ein, den viele Vereine in einer derartigen Situation wählen und investierte in die günstigere Jugend und somit in die Zukunft. Bei der U21-Europameisterschaft wurde man direkt zweimal fündig und lotste den Serben Namanja Pejcinovic und den Schweden Rasmus Bengtsson in die Hauptstadt. Für Bengtsson dürfte ein Einsatz von Beginn an noch etwas früh kommen, doch Pejcinovic spielte bereits ordentlich gegen Hannover und sollte auch gegen Gladbach beginnen. Sein Pendant auf der rechten Seite ist Marc Stein, der sich dort bereits in der vergangenen Saison einen Stammplatz erspielen konnte. Komplettiert wird die Viererkette durch Arne Friedrich und Steve von Bergen in der Innenverteidigung. Während über Friedrich kein weiteres Wort verloren werden muss, ist der Schweizer von Bergen nicht unumstritten. In der Vergangenheit hat er das eine oder andere Spiel zu ungunsten seines Vereins entschieden.

Das Prunkstück der Berliner Elf ist sicherlich das defensive Mittelfeld. Hertha BSC spielt gewöhnlich mit einer Doppel-Sechs. Der schussgewaltige Serbe Gojko Kacar ist die Berliner Entdeckung der letzten Saison. Cicero wiederum ist einer der vielseitigsten Spieler im Kader. Und selbst wenn einer der beiden ein Ausfall sein sollte oder Cicero auf die Außenbahn wechselt, steht mit Urgestein Pal Dardei immer noch ein fast
gleichwertiger Ersatz bereit. Bleibt Cicero hingegen zentral, wird der Ex-Wehener Maximilian Nicu auf der linken Außenbahn starten. Als vielseitiger Spieler konnte er in der letzten Saison ebenfalls seine Chance nutzen und gehört zum Stammpersonal. Der Platz rechts sollte hingegen bis kurz vor Anpfiff offen sein. Weder Lukasz Piszczek noch das Eigengewächs Patrick Ebert konnten nachhaltig überzeugen. Hinzu kommt, dass mögliche Alternativen wie Bryan Arguez (Charleroi) und Lucio (Fluminense) vor einem Vereinswechsel stehen.

Diesen hat Dauertalent Amine Chermiti am Mittwoch vollzogen, als er sich zum saudi-arabischen Klub Al-Ittihad ausleihen ließ. Damit wird die Luft im Angriff allerdings sehr dünn. Dass der in Berlin immer noch ungeliebte Artur Wichniarek als Stossstürmer agieren wird, erscheint klar. Bemerkenswert ist hierbei, dass er im Borussia-Park weniger Pfiffe zu erwarten hat als vom eigenen Publikum. Unterstützt wird er von einer hängenden Spitze in Person von Raffael. Der Brasilianer, den man ohne Zweifel als Ziehsohn Lucien Favres bezeichnen kann, ist sehr schwankend hinsichtlich seiner Effektivität. Konkurrenz brauchen die beiden allerdings nicht zu befürchten. Stürmer Nr. 3 im Kader, Valeri Domovchiyski durfte seine Klasse bisher nur ansatzweise andeuten.

Die Aufstellung

Hertha BSC: Drobny – Pejcinovic, Friedrich, von Bergen, Stein – Kacar, Cicero – Ebert, Nicu – Raffael, Wichniarek

Borussia: Heimeroth – Levels, Kleine, Brouwers, Jaurès – Meeuwis, Marx – Matmour, Arango – Bobadilla, Colautti

SEITENWAHL-Meinung

Mike Lukanz: Folgen wir dem allgemeinen Trend und tippen auf Sieg, weil dank Arango & Co. ab sofort alles gut wird (und Wichniarek nicht Azaouagh ist)? Oder höre ich auf das leidgeprüfte Herz in schwarz-weiß-grün und tippe wohlwissend auf Niederlage, maximal Unentschieden? Nun, es war die zweite Halbzeit in Bochum, die außer der Norm war, daher: 4:2 für die Gastgeber.

Michael Heinen: Bei den Borussen-Fans scheint ein Sieg über den Vorjahres-4. beschlossene Sache. Wäre es da nicht typisch Borussia, dass wir mal wieder einen richtigen Dämpfer bekommen? Da wir den aber schon in Bochum zu genüge erhalten haben, besiegen wir die Hertha doch mit 1:0.

Christian Spoo: Der Stachel von Bochum sitzt tief, aber bis Sonntag wird Michael Frontzeck das Ding rausoperiert haben. Borussia wird sich der Stärken aus der ersten Halbzeit entsinnen, ohne die Fehler der zweiten zu wiederholen. Deswegen steht am Ende ein verdienter 3:1 Sieg.

Christoph Clausen: Zwei Sonntagsschüsse des Gegners in einer Minute gibt es in der Saison nur einmal. Die Offensivleistung, mit der die Borussia in Bochum vor der Pause begeisterte, könnte es auch öfter geben. So auch gegen die Hertha, die mit 2:0 besiegt wird.

Christian Heimanns: Seit Bochum wissen wir, dass Borussia dieses Saison zu begeisternden Leistungen fähig ist. Nur sind es nicht immer wir, die begeistert sind. Wollen wir hoffen, dass uns die Geister der zweiten Bochumer Halbzeit nicht mehr besuchen, dann gelingt uns ein 1:0 Sieg und beide Teams bekommen, was sie dringend brauchen: Borussia den Sieg und die Punkte, die Hertha ihre letztjährig verlorene Bodenhaftung.

Thomas Häcki: Gegen eine defensiv eingestellte Berliner Mannschaft wird man sich lange schwer tun. Am Ende wird es ein glücklicher 2:1-Erfolg, welcher den Fohlen erstmal Luft zum durchatmen geben wird.

Hans-Jürgen Görler: 2:1

Der Gegner im Internet: www.herthabsc.de