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Die Berliner Spieler gaben sich alle Mühe, Borussias Spiel in Bochum im Nachklang ins rechte Licht zu rücken. Aus allen Lagen und aus allen Entfernungen schossen Cicero, Nicu & Co. auf das Tor von Christofer Heimeroth. Bezwingen konnten sie ihn indes nur einmal, nach einem Eckstoß, per Kopfball. Zyniker könnten trotz der Euphorie nach dem gestrigen 2:1-Sieg gegen Hertha einwerfen, dass die Defensive aus dem Spiel in Bochum nichts gelernt habe, denn warum kommen die Berliner Gegenspieler so oft frei zum Schuss außerhalb der Strafraumgrenze?

Doch es ist wie so oft im Fußball: Ob eine Defensive stabil steht oder nicht, bewerten Fans und Beobachter am Ende eben doch einzig am Ausgang des Spiels. Borussia hat am gestrigen Sonntagnachmittag nicht besser oder schlechter gespielt als eine Woche zuvor. Am Ende reichte es, um gegen eine ebenbürtige Berliner Mannschaft und mit ein bisschen Glück den ersten Dreier der Saison einzufahren. Bemerkenswerter ist der Umstand, dass die Mannschaft auf einige Stammspieler verzichten muss: Diejenigen, die nachrückten, erledigten ihre Aufgabe ebenso mit Engagement und Einsatz - was für die Zukunft mehr hoffen lässt als die nackte Ausbeute von vier Punkten in zwei Spielen. Der Kader ist nach den bisherigen Pflichtspielen auch in der Breite qualitativ so besetzt, dass das Ziel Frontzecks und Eberls, den Klassenerhalt in dieser Saison früher und ohne großes Zittern zu erreichen, als erreichbar eingestuft werden kann.

Für die spielerischen Farbtupfer sorgten auch gestern Juan Arango und Raul Bobadilla. Vor allem der Venezolaner lieferte erneut ein starkes Spiel und bewies eindrucksvoll, warum seine Schusstechnik und -kraft in Spanien nach fünf Jahren beim RCD Mallorca so gefürchtet waren. Arango ist nicht der Dribbler vom Schlage eines Marko Marins, doch im Gegensatz zum Neu-Bremer hat Arango etwas, das Marin abgeht: Torgefahr. Diese versprüht Bobadilla noch nicht in diesem Maße, sein Einsatz auf dem Platz ist dennoch belebend. Es ist faszinierend zu sehen, dass der spielerische Stil einer ganzen Mannschaft nahezu das komplette Gegenteil dessen darstellt, was in der Vorsaison geboten wurde. Natürlich, der Kopf ist in der jetzigen Phase noch „frei", vor einigen Monaten ging es jede Woche ums nackte Überleben. Dennoch, die Zeiten von hohen, langen Bällen und ideenloser Offensive scheinen dank Arango und Bobadilla vorbei. Dass neben den beiden Neuzugängen auch andere besser und effektiver werden (Colautti, Matmour), ist ein weiterer begrüßenswerter Faktor.

Die ersten Bewährungsproben stehen indes noch aus: am kommenden Wochenende geht es nach Bremen, dann kommt Mainz an den Niederrhein. An der Weser gilt man trotz des guten Starts als klarer Außenseiter, im Heimspiel gegen den Aufsteiger wird jeder einen Sieg erwarten. Die ersten drei Pflichtspiele konnten überzeugen, doch eine erste Bilanz kann frühestens nach den kommenden beiden Spielen gezogen werden. In der Euphorie werden die größten Fehler gemacht, so heißt es. Michael Frontzeck wird nicht Gefahr laufen, das bisher Erreichte falsch einzuordnen. Vier Punkte bedeuten für Borussia vor allem eines: Jetzt fehlen noch 36 Punkte.