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„Vier aus sechs" hieß es am vergangenen Wochenende, dank des Derbysieges sprechen die Optimisten im Borussenlager jetzt von „drei aus fünf". Drei Siege – so ihre Rechnung – braucht die Borussia aus den noch ausstehenden fünf Spielen dieser Bundesligasaison, um sich zumindest auf den Relegationsplatz zu retten und dem sicher geglaubten Abstieg doch noch zu entkommen. Angesichts des Restprogramms, das schwierig zu nennen ein Euphemismus ist, gehört das Spiel bei Mainz 05 definitiv zu den dreien, die Borussia gewinnen muss, wenn man der „drei aus fünf"-Theorie überhaupt folgen möchte. Mainz hat die Europa-League Qualifikation inzwischen mehr oder weniger deutlich als Saisonziel ausgegeben, so ist das Freitagsspiel an diesem Spieltag eine Partie, in der es für beide Mannschaften um viel geht, für Borussia einmal mehr schon fast um alles. Wenn es am Freitag um 22 Uhr 30 nicht „zwei aus vier" heißt, dürften nur noch Hardcore-Optimisten zu weiteren Rechenspielchen bereit sein.


Borussia

Der Sieg gegen den 1.FC Köln war souverän, keine Frage. So souverän, wie es das Ergebnis aussagt, war die Leistung der Borussia allerdings nicht. Die Mannschaft brauchte bis zum ersten Tor, um ins Spiel hinein zu finden. Trotz der komfortablen Halbzeitführung wackelte das Team nach der Pause erheblich, nicht wenige Anhänger befürchteten zu diesem Zeitpunkt, dass es noch einmal eng werden würde. Und hätte Eichner den Ball nicht im eigenen Strafraum mit der Hand gespielt, man möchte seine eigene nicht dafür ins Feuer legen, dass Borussia den Sieg so sicher ins Ziel gerettet hätte, wie letzten Endes geschehen. Auch die in diesen Tagen quer durch die Medien hochgejubelte Leistung des Marc-André Ter Stegen sollte man nicht überbewerten. Der 19-jährige machte ein ordentliches Spiel, wurde aber nur selten – im Grunde genommen ein einziges Mal - wirklich gefordert und er leistete sich in der ersten Halbzeit einen Leichtsinnsfehler, der um ein Haar bitter bestraft worden wäre. Christopher Heimeroth oder gar Logan Bailly wären in dieser Situation vermutlich verlacht und verpfiffen worden. Gut, dass die Kurve den Nachwuchsmann hier schonte – nichtsdestoweniger sollte man von Ter Stegen mittelfristig keine Wunderdinge erwarten. Einen ruhigen und Sicherheit ausstrahlenden Torwart zu haben, ist doch schon genug und mehr, als man in Gladbach zuletzt gewohnt war.

Lange Rede, kurzer Sinn: ein 5:1 im Derby macht Borussia noch lange nicht zum Favoriten im Spiel beim Tabellenfünften aus Mainz.

Gleichwohl wird die Mannschaft ähnlich offensiv aufgestellt zu Werke gehen müssen, wie am vergangenen Sonntag. Mauern nutzt nichts, denn ein Unentschieden hilft den Gladbachern keinen Schritt weiter. So scheint es ausgemacht, dass Lucien Favre zum zweiten Mal in Folge die gleiche Mannschaft ins Rennen schickt. Der Trainer hat schon angekündigt, die taktische Aufstellung nicht ändern zu wollen. In diesem Rahmen bietet sich auf keiner Position ein Wechsel an. Der am Sonntag schwächste Borusse Roman Neustädter dürfte also weiter das Vertrauen des Trainers genießen, im Angriff bleibt es bei der Doppelspitze Hanke/Idrissou, weil Igor de Camargo weiter mit Innenbandproblemen ausfällt.

Mainz 05

Dass Borussia halbwegs siegeszuversichtlich zum Bruchweg fährt, liegt nicht allein am eigenen Derby-Erfolgserlebnis. Die ausgewiesene Heimschwäche des FSV Mainz 05 ist ein weiterer Faktor, der den Optimismus gladbacherseits befeuert. Seit dem 26. November vergangenen Jahres (3:0 gegen Nürnberg) hat Mainz im eigenen Stadion nicht mehr gewonnen. Auswärts dagegen ist der FSV überdurchschnittlich erfolgreich, auch die 0:2-Niederlage vom vergangenen Wochenende wird in Mainz unter „dumm gelaufen" verbucht. Gegen den Champions-League-Anwärter war das Team von Thomas Tuchel lange Zeit ebenbürtig und hatte mehrfach die Gelegenheit, in Führung zu gehen. 

Offizielle Marschroute am Bruchweg ist nun, nach der unglücklichen Niederlage zuhause den „Hebel umlegen" zu wollen. Sprich: gegen das Schlusslicht aus Gladbach soll der „Heimfluch" beendet werden. Allerdings werden die Mainzer von Personalproblemen gerade in der ohnehin schon anfälligen Defensive geplagt – ein weiterer Aspekt, der in Gladbach die Zuversicht wachsen lassen sollte.

Im Tor fehlt Stammkeeper Heinz Müller, den Muskelbeschwerden plagen. Allerdings hat Ersatzmann Christian Wetklo Müller in der Hinserie exzellent vertreten, so dass man von einer Schwächung kaum sprechen kann. Anders sieht es im Abwehrzentrum aus. Wegen Gelb- bzw. Rotsperre fehlt die etatmäßige Innenverteidigung komplett. Bo Svensson und Nicolce Noveski müssen zusehen, aller Voraussicht nach werden Nico Bungert – sonst Außenverteidiger – und Jan Kirchhoff – sonst im defensiven Mittelfeld zuhause – die beiden ersetzen. Rechts verteidigt an Bungerts Stelle Radoslav Zabavnik, links kehrt der in Hannover gesperrte Christian Fuchs zurück. Dass der Österreicher nach hinten solide und nach vorne brandgefährlich ist, sollte allen Borussen aus dem Hinspiel noch in guter Erinnerung sein. Auf Tony Jantschke kommt am Freitag Abend eine nicht zu unterschätzende Aufgabe zu.

Im Mainzer Mittelfeld setzte Thomas Tuchel zuletzt immer auf eine „Raute", die hintere Position wird, weil Kirchhoff weiter hinten benötigt wird, wohl wieder Malik Fahti einnehmen. Die Halbpositionen bekleiden der in Mainz unumstrittene Ex-Gladbacher Eugen Polanski und Elkin Soto, zentral offensiv steht mit Lewis Holtby ein weiterer Spieler mit Gladbacher Vergangenheit. Die Spitze bilden Nationalspieler André Schürrle und Sami Allagui, möglicherweise bekommt aber auch Marcel Risse einen Startelfeinsatz.

Aufstellungen

Mainz: Wetklo – Zabavnik, Bungert, Kirchhoff, Fuchs – Fahti, Soto, Polanski, Holtby – Schürrle, Allagui

Borussia: Ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dante, Daems – Nordtveit, Neustädter – Arango, Reus – Hanke, Idrissou

SEITENWAHL-Prognose

Christoph Clausen: Hat ja gut geklappt, letztes Mal, mit dem optimistisch Tippen. Probieren wir es gleich noch mal: Borussia siegt mit 2:1.

Thomas Häcki: Ein Freitagsspiel nach einem grandiosen Sieg mit der Aussicht auf einen rettenden Platz an der Sonne. Kann es noch mehr böse Omen geben? Mainz zerstört mit seinem 2:0 Erfolg erneut aufkeimende Hoffnungen.

Christian Spoo: Immer wenn Borussia in dieser Saison das rettende Ufer wieder im Blick hatte, gab es einen Rückschlag. Es gibt trotz Mainzer Heimschwäche und Gladbacher Derbyeuphorie nicht genug Gründe, warum das an diesem Freitag anders sein sollte. Mainz gewinnt mit 3:1.

 

Michael Heinen: Das 1:1 in Mainz ist leider wie eine gefühlte Niederlage, da es in unserer Situation mindestens 2 Punkte zu wenig einbringt. Die kleine Resthoffnung wird zwar noch am Leben gehalten, was sich aber nach den zwei kommenden schweren Aufgaben leider endgültig erledigt haben wird.
 
Christian Heimanns: Tippen, was wir brauchen, oder tippen, was ich fürchte? Das Glück wie Christoph mit einem mutigen Tipp auf die richtige Bahn bringen, oder das Schicksal mit einem Zweckpessimismustipp einlullen? Obwohl ich keine Hoffnung mehr habe, will ich sie nicht verlieren... ich komm nicht raus aus der Zwickmühle. Dafür gibt es nur eine Lösung. Das Mädchen in Edward de Bonos Geschichte vom lateralen Denken verweigert die unlösbare Prüfung. James T. Kirk beschummelt den nicht schaffbaren Kobayashi Maru Test. Und ich verweigere den Tipp.