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SEITENwechsel Martin war letzte Woche sprachlos, weil er in Gegenden Deutschlands weilte, in denen Indernet und Emils noch unbekannt sind. Wir waren letztes Wochenende sprachlos, weil es einen Auswärtsdingens zu bestaunen gab, weswegen unsere Kauleiste noch Tage später auf dem Fußboden entlangschleifte. Nun sprechen wir wieder, Martin nachfolgend, wir beim VfLog. Und doch feiern wir nicht, denn nach dem Spiel ist vor dem Spiel.


Lieber Joachim,

Du machst mich sprachlos, wieder einmal. Nun aber ganz direkt, denn Du willst mir das Wort verbieten. Ein Zwischenfazit nach Spieltag 10, dann soll wieder Ruhe im Karton sein, so schreibst Du, mindestens bis Weihnachten. Nicht mit mir, lieber Joachim, nicht mit mir. Denn nach Spieltag 10 bin ich gar nicht zu Wort gekommen, so muss ich denn nach Spieltag elf sprechen. Deine Bilanz, sie lautete die Lage sei „ernst und unbefriedigend, jedoch nicht katastrophal und keineswegs aussichtslos“. Duuuuu eeeeeeeewiger Pesssssssimissst! Was hast Du denn, möchte ich rufen! Wir stehen auf Platz zwölf, haben gerade den Ex-Tabellenzweiten auswärts geschlagen, nach einem Rückstand gar, was will man denn mehr? Naja. Auch nach zehn Spieltagen ist die Tabelle noch hoch volatil. Und tatsächlich sind wir nur die ersten der Schlussgruppe, zwei Punkte trennen uns nach unten zum Relegationsplatz, aber vier von der nächsten Mannschaft über uns. Das ist und bleibt Unterhaus, das bleibt ja doch ernst und unbefriedigend. Aber, wie recht Du hast, eben auch nicht katastrophal und keineswegs aussichtslos.

Deinem Lob für unseren Coach mag ich mich dennoch nicht anschließen und verwahre mich auch gegen die Unterstellung, ich sei einer, der immer nur nörgelt, der stets „alles“ in Frage stellt, wenn man mal nicht gleich Meister wird. Keineswegs stelle ich „alles“ in Frage, im Gegenteil. Ich bin sehr für Kontinuität, für realistische Ansprüche, für Bescheidenheit. Und ich sehe auch: Gladbach hat in den letzten Jahren kleine Schritte gemacht, aber immerhin in die richtige Richtung, und auch das kann, mit Geduld, zu großen Zielen führen. Ich bin aber auch für einen guten Trainer. Und für einen selbigen halte ich Michi Frontzeck nicht, und seine bisherige Karriere gibt mir Recht. Falls auch er mit Borussia wächst und wir nicht in bittere Not mit ihm geraten, übe ich mich gern in Geduld und werde in zwei, drei Jahren wohlwollendere Worte über ihn sprechen. Aber dennoch: Warum Gladbach sich ausgerechnet in dem Moment die Kontinuität im Traineramt auf die Fahnen schreibt, wo sie den Coach mit der schlechtesten Karrierebilanz seit langem engagiert hat, ich weiß es nicht. Fast ist es ja schon wieder rührend und liebenswert.

Doch lassen wir das. Jetzt ist Ruhe bis Weihnachten, und wir unterhalten uns über die wichtigen Dinge. Sonntag habe ich zum Beispiel wieder einmal Doppelpass gesehen. Eine herrliche Sendung, Woche um Woche! Hoffmann: „Da muss noch viel Wasser den Rhein runterlaufen.“ Lattek brüllt: „Das gibt aber drei Euro ins Phrasenschwein!“ Wonti grölt: „Nein, das ist eine Redewendung!“ Großer Sport. Schöner noch sind nur die Szenen, wenn Udo, der mich von Sendung zu Sendung mehr an Niki Lauda erinnert, weiß nicht wieso, wenn der also nach einer besonders hübschen Aussage eines Gastes kurz vorm Hyperventilieren japst: „Das war aber eine Metapher!“, und drei Euro fordert. Dann wünsche ich mir immer, dass die mal Roger Willemsen einladen, und der der Runde einen kleinen Grundkurs rhetorische Figuren gibt.

Und sonst? Ich las neulich irgendwo: „Guido Westerwelle will die deutsche Hillary Clinton sein.“ Da war ich wieder für ein paar Tage still, so schön ist der Satz.

Pssst!
Dein Martin