Ein lockerer Sieg zum Einzug in die Champions League an einem der schönsten Sommerabende des Jahres vor 43.000 Fans. Das Rückspiel zur Qualifikation für den Einzug in die Gruppenphase der Champions League geriet zur fröhlichen Krönung des Sturmlaufs der Borussen, der von Platz 18 in der Bundesliga bis jetzt zu diesem Erfolg führte. Young Boys Bern half bei der Feier nach Kräften mit.

Die Schweizer rückten von Beginn an hoch ins Mittelfeld und versuchten, die Räume an der Mittellinie eng zu machen. Das war ein sehr mutiger Versuch gegen die technisch und im Tempo hoch überlegenen Borussen. Die Berner wollten auch ohne ihren verletzten Torjäger Hoarau ihre kleine Chance zum weiterkommen nutzen und liefen dabei geradeaus ins Messer. Nach wenigen Minuten und Raffaels Pfostentreffer war klar, dass das Risiko für YB zu groß war - in den engen Situationen im Mittelfeld hatten sie nie eine Chance gegen das direkte Spiel von Stindl, Herrmann und vor allem Raffael und Hazard.


Bei Ballgewinn spielten die Borussen schnell und direkt, während die Eidgenossen eine volle Sekunde länger als irgendeine Bundesligamannschaft brauchten, um mit der Situation klarzukommen. Wo in der Liga zehn solcher Angriffe im Abseits versanden, fand sich oft irgendein schwarzgelber, der sich erst noch umschauen musste, und schon tanzten Raffael und Hazard vor Mvogos Tor. Diese Linie behielten die Schweizer über das ganze Spiel bei, ohne auch nur einmal selber zum Konter durchzukommen. So leicht wird das in dieser Saison nicht mehr.


Ab der 60. Minute übernahmen die Borussen das Kommando völlig und spielten locker um die desorientierten Berner herum. Nach Dahouds Hereinnahme nahm die Spielfreude noch zu. Unter anderen Umständen würde man sagen "er spielte wie entfesselt", tatsächlich merkte man ihm den Spaß an, seine Fähigkeiten gegen in allen Belangen einfach zu langsame Gegner auszuspielen. In der Folge fielen die drei weiteren Tore der zweiten Halbzeit. Selbst das Gegentor zum 1:5, ein Nachschuss, den Ravet in den Winkel drehte, wurde im ganzen Stadion freundlich beklatscht.


Man muss den Bernern zwei Dinge zu Gute halten. Der Ausfall ihres Torjägers Hoarau beraubte sie ihrer einzigen Spielidee, nämlich hohe Bälle auf den kantigen Franzosen zu schlagen und von dort aus mit den offensiven Kubo und Sulejmany für Gefahr zu sorgen. Ohne diesen Plan hatten die Young Boys keinen mehr, was man in der nicht vorhandenen Offensive deutlich merkte. Außer dem etwas zufälligen Gegentor rollte genau ein harmloser Schuss Richtung Sommer.


Zum anderen der bereits erwähnte Mut, das Spiel mit offenem Visier anzugehen und nach der 1:3 Heimniederlage nicht für ein bloßes Unentschieden aufzulaufen. Der schweizer Vizemeister dürfte kaum schwächer sein als Drochtersen / Assel, dennoch hatten die Borussen mit den Abwehrriegeln des Regionalligisten große Probleme und an den Räumen hinter dem Berner Mittelfeld großen Spaß.


Daraus ergibt sich auch die Wertung dieses Spiels: Als schöne Erinnerung behalten, zu keinem Maßstab für weitere Spiele heranziehen. Zu unterlegen, zu langsam und im Grunde zu wenig professionell war der Gegner, als dass man irgendwelche konkreten  Rückschlüsse ziehen dürfte. Man darf eine gute Form von Raffael und Hazard konstatieren, auch Patrick Herrmann wirkte stark. Fertig. Leverkusen wird eine andere Sache, in jeder Hinsicht.