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Es gibt Momente, an denen man ernsthaft an der Realität zweifelt. Ein solcher Moment dürfte für viele Borussenfans am 09.11.1993 eingetreten sein. Anstoß. Ein erster Gegenangriff über die linke Seite. Und die eigentlich völlig verunglückte Hereingabe nutzt Joachim Stadler technisch höchst anspruchsvoll per Direktabnahme mit der Hacke zur Führung. Ein Kandidat für das Tor des Jahres. Dumm nur, dass der ehemalige Lauterer hierbei mit Uwe Kamps den eigenen Torhüter überlistet hatte und bereits nach 25 Sekunden das spätere Ausscheiden einläutete. 

Knapp 17 Monate später nahm die Borussia dann Revanche und legte mit ihrem 1:0 Sieg im Halbfinale den Grundstein für den späteren Pokalsieg – dass letzte Mal, dass man was Blecherndes von Bedeutung in den Händen halten durfte. 2000 traf man dann letztmalig im Pokal aufeinander. Die Borussia, inzwischen Zweitligist mit einem gewissen Max Eberl und Steffen Korell in der Startaufstellung fegte dabei das Pfälzer-Starensemble um Djorkaeff (damals immerhin Tabellenvierter) mit 5:1 vom Platz. Soviel zur Pokalvergangenheit der beiden Traditionsvereine, die am kommenden Montag zum siebten Mal aufeinandertreffen werden. Seitdem hat sich die Welt bekanntlich weitergedreht und die Kontrahenten trennen mittlerweile nicht weniger als zwei Spielklassen. Fast wären es sogar drei gewesen, denn lange Zeit sah es so aus, als würden sich die Reisetätigkeiten der Pfälzer auf die Oberliga Südwest reduzieren. Bis zum 33. Spieltag befand man sich auf einem Abstiegsplatz, zeitweise schien der Abstieg fast unabwendbar. Marco Antwerpen gelang es schließlich, das Ruder doch noch herumzureißen und den FCK vor dem demütigenden Abstieg in die Provinz zu bewahren.

Der gebürtige Westfale ist bereits der fünfte Trainer, der die Misere Dritte Liga bekämpfen soll. Nicht wenige seiner Kollegen sehen trotz der desaströsen letzten Saison den 1.FCK als eine Aufstiegsanwärter, nicht zuletzt wegen der Verstärkungen im Kader. Neben vielen Talenten kam von Viktoria Köln mit Mike Wunderlich ein sehr erfahrener aber mit 35 Jahren auch alter Spieler und Neuzugang Luca Röser wurde direkt von einem Kreuzbandriss außer Gefecht gesetzt. Auf der anderen Seite verließ mit Marvin Pourié ein Spieler den Verein, der mit seinen Toren maßgeblich zum Klassenerhalt beigetragen hatte. Ob es in der traditionell engen Dritten Liga daher zum Aufstieg reichen wird, darf also in Zweifel gezogen werden. Ganz auszuschließen ist es jedoch nicht. Der Start war hingegen ernüchternd. Einem 0:0 gegen Braunschweig folgte eine 1:0 Niederlage in Meppen. Ein Offensivfeuerwerk wird man auch gegen die Borussia nicht erwarten können. Die Mannschaft von Antwerpen gilt durchaus als kampfstark, der Angriff um den ehemaligen Gladbacher Ritter zählt aber nicht zu den herausragenden Qualitäten.

Noch größer sind hingegen die Fragezeichen am Niederrhein. Geht Zakaria? Bleibt Ginter? Und was ist mit Hofmann, Plea oder Thuram? Und wer wird noch kommen? Der Transfermarkt stockt bislang und natürlich war durch die sehr enge Terminsetzung nach der Europameisterschaft keine Zeit, die Mannschaft auch nur annähernd an das System des neuen Trainers zu gewöhnen. Viele Spieler konnte Adi Hütter erst in der vergangenen Woche begrüßen, so das die Vorbereitung eher unter dem Logo „Jugend forscht“ verlief. Zudem ist die Verletztenliste lang. Embolo, Plea, Bensebaini, Zakaria und Koune fallen definitiv aus, für Hofmann kommt ein Einsatz ebenfalls noch zu früh. Das Pokalspiel ist somit der erste echte Test für die Borussia aber vielleicht auch eine Chance für junge Spieler, sich zu zeigen. Die Einbindung junger Talente hatte in den letzten Jahren allenfalls verhalten funktioniert und geriet unter Marco Rose zuletzt gänzlich ins Stocken. Corona hat die Borussia zu einem Umdenken gezwungen. Das man es ernst meint, zeigte sich mit der Verpflichtung von Luca Netz, bei der Max Eberl wiedermal ein kleiner Coup gelungen zu sein scheint. Aber auch Namen wie Scally oder Noß machen durchaus Lust auf mehr. Für den Erfolg wird es also darauf ankommen Erfahrung und Hunger zu verbinden. Das kommende Pokalspiel gibt hierfür eine Gelegenheit. Und endlich wieder vor Zuschauern!

Mögliche Aufstellungen:

1 FCK: Raab – Schaad, Tomiak, Götze, Zuck – Sessa, Klingenburg, Ritter – Zimmer, Wunderlich –Hanslik

Borussia: Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi, Scally – Kramer, Neuhaus – Wolf – Herrmann, Stindl, Thuram

 Tipps:

Michael Heinen: Borussia geht in alter Rose-Manier 2:0 in Führung. Bis in der Nachspielzeit Olaf Marschall....Stop, falsches Jahrzehnt und noch falscherer Trainer. Von daher schaukelt die Borussia das 2:0 über die Zeit und zieht in die 2te Runde ein.

Thomas Häcki: Ein 1:0 Pflichtsieg. Nicht mehr aber eben auch nicht weniger

Claus-Dieter Mayer: Der Pfosten ist letztendlich der beste Mann aufseiten der Borussia und sichert der Borussia im Elfmeterschießen den Einzug in die zweite DFB-Pokalrunde. Max Eberl kümmert sich anschließend auch sofort um Vertragsverlängerung 

Christian Spoo: Zwar ist der 1.FC Kaiserslautern nur noch ein Schatten vergangener Tage, aber dass der Betzenberg an Pokaltagen zumindest die Erinnerung an früher wecken kann, ist erwiesen. Deswegen wird es ein enges Spiel, das Borussia dennoch in der regulären Spielzeit mit 2:1 für sich entscheiden kann.