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Es hätte so schön sein können. Drei Punkte bei den derzeit fußballerisch nicht grade furchteinflößenden Augsburger und der Saisonstart wäre vielleicht nicht gelungen aber eben auch nicht misslungen gewesen. Sieben Punkte aus dem durchaus anspruchsvollen Auftaktprogramm wären in etwa erwartbar gewesen. Hätte, wenn und aber – die Realität sieht leider anders aus.

Vier Punkte aus den ersten fünf Bundesligaspielen sind definitiv zu wenig. Schlimmer ist, dass der Auftritt bei den Fuggerstädtern nicht grade Hoffnung schürt, ausgerechnet gegen die ungeliebte Namenscousine aus dem Ruhrgebiet den Bock endlich umzustoßen. Augsburg zeigte über das gesamte Spiel, warum sie diese Saison ein heiß gehandelter Abstiegskandidat sind. Jedoch fiel der Borussia über die gesamte Spielzeit kein Rezept ein, so etwas wie Gefahr zu erzeugen. Bis 30 Meter vor dem Tor ließ man den Ball zirkulieren, eine zwingende Chance sprang dabei nicht heraus. Einmal ließen die Fohlen kurz aufblitzen, was möglich wäre, leider stand Plea beim Abschluss einer schönen Kombination dann doch allzu deutlich im Abseits. Und so kam es wie es kommen musste. Ein Konter, ein individueller Fehler von Elvedi und Niederlechner verwertete die Rückgabe von Vargas zum insgesamt schmeichelhaften 1:0 für die Gastgeber. Augsburg hatte sich diesen Sieg vielleicht nicht verdient, die Niederlage der Gäste war hinsichtlich des uninspirierten Auftritts auch nicht gänzlich unverdient.

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Man muss kein Prophet sein, um der Borussia nun unangenehme Wochen zu prophezeien. Anspruch und Realität liegen derzeit zu weit auseinander. Zudem hat die vergangene Saison bekanntlich tiefe Wunden in der geschundenen Borussenseele hinterlassen. Die Hoffnung auf eine Trendwende unter dem neuen Trainer war entsprechend groß. Sein Start sucht allerdings in der Gladbacher Historie seinesgleichen – selbst Rainer Bonhof, Norbert Meier, Jos Luhukay oder Michael Frontzeck starteten ihre ersten fünf Ligaspielen erfolgreicher, zum Teil unter ungleich ungünstigeren Voraussetzungen. Die aktuelle Misere aber an der Personalie Adi Hütter festzumachen ist nun doch zu billig und auch viel zu verfrüht. Viele der aktuellen Probleme hat der Österreicher aus der letzten Saison geerbt. Allerdings wird er sich bei anhaltendem Misserfolg auch die Frage gefallen lassen müssen, was er dagegen zu tun gedenkt und wie seine Handschrift denn nun eigentlich aussieht. Scheitert er, wird man sich an der Hennes-Weisweiler-Allee die Frage gefallen lassen müssen, wann der Gladbacher Karren von der Autobahn abkam, wenn selbst ein ausgewiesener Erfolgstrainer ihn nicht mehr steuern konnte. Die aktuelle Situation kann sich somit mittelfristig als explosiv und für den langfristigen Weg als höchst gefährlich erweisen.

Die Presselandschaft und insbesondere die neuen Medien sind schnelllebig und erwarten einfache Antworten. Und der Fehlstart ist ein gefundenes Fressen für diejenigen, die schnelle Schlagzeilen suchen. Daher werden nun die einfachen Fragen kommen. Hat der Kader noch die notwendige Qualität um den Ansprüchen auf einen internationalen Startplatz zu genügen? Wäre frisches Blut nicht notwendig gewesen? Waren die Transferbemühungen nicht zu zaghaft? War es vor diesem Hintergrund richtig, eine Ablöse für einen Trainer zu bezahlen wo doch andere (ablösefreie) Kandidaten offenbar verfügbar waren und grade einen deutlich stärkeren Eindruck hinterlassen? Alles Fragen die man stellen kann, für deren Antwort aber der Konjunktiv herhalten muss. Zum einen, weil man die Verhältnisse in Mönchengladbach nicht mit Dortmund, Leverkusen oder Wolfsburg vergleichen kann. Zum anderen, weil niemand eine Glaskugel besitzt und somit sagen kann, ob Person X und Y an der Situation wirklich verändert hätte oder ob das vorhandene Personal nicht doch in der Lage ist, den Bock umzustoßen und die Erfolgsgeschichte weiterschreibt. Fakt ist allerdings, dass alle diese Fragen das Potenzial haben, Unruhe in einem bereits verunsicherten Umfeld zu erzeugen. Eine Unruhe, die schwerlich weiterhelfen wird. Auch wenn es wie eine abgedroschene Fußballweisheit klingen mag, die Antwort hierauf kann nur auf dem Platz liegen. Mit einer Mannschaft die mutig kämpft und einem Spielsystem, das sichtbar ist. Mit einem Spiel, was Gefahr erzeugt und nicht wie Verwalten wirkt. Und einer Defensive, die konzentriert agiert. Also alles andere als der Auftritt in Augsburg.