stuttgart neuBorussia Mönchengladbach tritt zum Jahresauftakt und Vorrundenende (Wer hat eigentlich diesen komischen Terminplan gemacht?) gegen Stuttgart an. Der VfB Stuttgart ist bisher die positive Überraschung dieser Bundesligasaison, rangiert nach 16 Spielen mit 34 Punkten auf Rang 3 und spielt darüber hinaus einen recht ansehnlichen Ball, den vor allem die beiden torgefährlichen Stürmer Guirassy (17 Tore aus 14 Spielen) und Undav (9 Tore aus 13 Spielen) recht oft mit Treffern veredelt haben. Stuttgart hat in der Bundesliga aber nicht nur die viertmeisten Tore geschossen, sondern auch die viertwenigsten kassiert, in beiden Disziplinen sind nur Bayern, Leverkusen und die Vertriebsabteilung der Dosenindustrie jeweils besser. Angesichts aktuellen der Position von Borussia Mönchengladbach im unteren Mittelfeld der Tabelle liegt es nahe, Stuttgart zum eindeutigen Favoriten der Partie am Sonntag zu erklären. Andererseits ist ein Sonntag im Januar parallel zum Afrika- bzw. Asiencup vielleicht nicht der schlechteste Zeitpunkt, um auf den VfB Stuttgart zu treffen. Denn neben den drei Wochen Spielpause müssen die Stuttgarter auch den Ausfall der Cup-Fahrer Ito, Jeong, Silas und Guiressy verkraften. Weitere nennenswerte Ausfälle gibt es zwar nicht, aber so fallen immerhin 17 Tore und 11 Assists aus dem bisherigen Saisonverlauf weg, das kann eine Chance für Borussia sein, auch wenn Stuttgart trotzdem eine ordentliche Mannschaft auf den Platz bringen wird. Neben Undav, auf dem in Abwesenheit von Guirassy die Verantwortung für das Toreschießen liegt, sollte die Aufmerksamkeit der Borussen-Defensive vor allem auf Chris Führich liegen, der mit 5 Toren und 5 Torvorbereitungen in der Vorrunde auf sich aufmerksam machte und so auch zum Nationalspieler wurde. Auf dem Transfermarkt haben die Stuttgarter bisher übrigens noch nicht zugeschlagen, rechnet aber mit Angeboten für Guirassy.

Auf Gladbacher Seite gibt es bisher nur (temporäre) Abgänge zu vermelden, konkret die Leihe von Borges Sanches nach Nijmegen und den wohl unmittelbar bevorstehenden Abgang von Hannes Wolf nach New York, der einen der wahrscheinlich teuersten Fehlgriffe der Vereinsgeschichte beendet. Beides wird auf die Aufstellung für Sonntag keinen wesentlichen Einfluss haben. Deutlich schmerzhafter sind da schon die Ausfälle von Itakura (einziger Gladbacher Cup-Fahrer) und Wöber (Sperre), wegen denen sich die Abwehr so gut wie von selbst aufstellt. Offen ist eigentlich nur, wer neben Elvedi den zweiten Innenverteidiger gibt. Dass man sich dabei ertappt, Chiarodia für aussichtsreicher zu halten als Friedrich, sagt trotz dessen unbestrittenen Talents weniger über Chiarodia als über Friedrich bzw. dessen Leistungen und Standing im Gladbacher Trikot. Weiter vorne gibt es mehr Auswahl, wobei das Mittelfeld voraussichtlich aus dem bewährten Trio Reitz, Weigl und Koné bestehen wird. Neuhaus hat es bisher offensichtlich nicht geschafft. Gerardo Seoane von seinen Qualitäten zu überzeugen und seine bisherigen Einsätze lieferten auch für den außenstehenden Beobachter keine Startelf-Argumente. Offensiv dürfte rechts Honorat gesetzt sein, Plea auch, wobei fraglich ist, auf welcher Position. Jordan und Cvancara (haben wir früher nicht auch die Verletzungsanfälligkeit von Spielern gescoutet?) sind wohl halbwegs fit, aber eventuell nicht fit genug für die Startelf. Das könnte Plea ganz nach vorne spülen und entweder Hack oder Ngoumou einen Platz in der Startelf verschaffen.

Borussia Mönchengladbach hat sich im bisherigen Saisonverlauf – wie auch in den Jahren zuvor – leichter getan gegen Mannschaften, die am Spiel teilnehmen und nicht nur den Gegner bekämpfen wollen. Stuttgart ist so eine Mannschaft – auch das könnte eine Chance sein. Um erfolgreich zu sein, muss man – jetzt kommt ein Fünfer ins Phrasenschwein – über 90 Minuten aufmerksam verteidigen, die eigenen Chancen nutzen und – spezielle Borusssenkrankheit – es sich für den Fall einer Führung endlich einmal verkneifen, nach dem eigenen Torerfolg das Spiel einzustellen und sich verängstigt vor dem eigenen Strafraum zu versammeln.

Der Seitenwahl-Tipp:

Uwe Pirl: Stuttgart fehlt der Torjäger und das merkt man. Zwar spielen die Schwaben gut mit, mit der Chancenverwertung hapert es aber. Das kommt Gladbach entgegen, die Borussia zeigt ihr Heimgesicht und gewinnt 3:1.

Claus-Dieter Mayer: Alles hat ein Ende, so auch das Stuttgarter Fußballmärchen der Saison 23/24. Wenn Fußballhistoriker irgendwann datieren wollen, ab wann genau die Schwaben nach hinten durchgereicht wurden, dann wird es der 14.1.2024, der sich da hervortut. Spielerisch überlegene Stuttgarter verlieren an diesem Tag nämlich bei einer erstaunlich disziplinierten und effizienten Borussia mit 3:1

Michael Oehm: Borussia führt lange, weshalb sich das 1:1 wie eine Niederlage anfühlt. Es ist aber, sind wir doch ehrlich, an dieser Stelle ein Punktgewinn.

Thomas Häcki: In einem zähen Spiel egaliseren sich beide Mannschaften weitestgehend. Die Borussia führt zwar überraschend, muss aber am Ende das 1:1 hinnehmen

Christian Spoo: Auch ohne Guirassy ist der VfB Stuttgart zu stark für Borussia. Die ohne Itakura und Wöber nochmal geschwächte Abwehr wackelt das Team zu einer 1:3-Niederlage.

Michael Heinen: Der Start ins neue Jahr gelingt nur teilweise. Am Ende reicht es gegen den VfB zu einem 2:2. Immerhin werden die Traditionen aus 2023 gewahrt und Borussia verspielt mal wieder eine Führung.