dortmund neu

Was 45 Minuten ausmachen können! Vergangenen Sonntag um 18:30 Uhr blies die Anhängerschaft von Borussia Mönchengladbach kollektiv Trübsal. Das Worst-Case-Szenario wurde immer wahrscheinlicher. Mainz und Köln hatten gewonnen und Borussia lag in Wolfsburg zurück. Eine Bremse für den freien Fall schien nicht in Sicht, dafür stellten die ersten (zum Beispiel die Seitenwahl-Redaktion) schon Überlegungen an, ob man in der Relegation denn gegen den HSV oder gegen Fortuna Düsseldorf größere Erfolgsaussichten hätte. Eine Stunde später sah die Welt dann ganz anders aus. Spiel gedreht, auswärts gewonnen, Elfter und fast aller Sorgen ledig. Zumindest fühlte es sich so an. Zum Übermut besteht allerdings kein Anlass. Ganz verzogen hat sich die Abstiegsgefahr noch nicht, wenngleich schon viel zusammenkommen müsste, damit Borussia wirklich unter den letzten dreien der Liga landet. Dennoch: Ein weiterer Sieg wäre Garant dafür, dass man wirklich zumindest ein weiteres Jahr in Bundesliga eins einplanen kann. Kann Borussia vielleicht sogar schon an diesem Samstag erringen – gegen den Ballsportverein aus Dortmund?

Auf dem Papier ist die Sache klar: Die schwächelnden Gladbacher treffen auf eine Mannschaft, die gute Aussichten hat, sich erneut für die Champions League zu qualifizieren und die im aktuellen Wettbewerb der sogenannten (von wem eigentlich?) Königsklasse noch vertreten ist. Bei Atletico Madrid kassierte der BV09 zwar eine Niederlage, zeigte aber zumindest gegen Ende des Spiels, dass die Mannschaft kämpfen kann. Ein Unentschieden war durchaus möglich, die Chancen waren da. Insgesamt aber machte Dortmund keinen guten Eindruck. Das Spiel in Madrid war die zweite Niederlage in Folge, nach dem verlorenen Heimspiel gegen Stuttgart zum Geburtstag des früheren Westfalenstadions. Da allerdings machten die sogenannten (von wem eigentlich?) Borussen ein ordentliches Spiel und hätten ohne die Slapstickeinlage von Nico Schlotterbeck auch einen verdienten Punkt geholt. Und vergessen wir nicht: Im März gab es wettbewerbsübergreifend fünf Siege in fünf Spielen für Dortmund. Nur wegen Madrid von einer Formschwäche zu sprechen, verbietet sich also. Welche Spieler Edin Terzic in Gladbach aufs Feld schicken wird, ist kaum zu prognostizieren. Nur drei Tage später steht das Rückspiel gegen Atletico Madrid auf dem Programm. Schon aus Gründen der gernzitierten Belastungssteuerung werden nominelle Stammkräfte geschont werden müssen. Nominell fit sind außer Ramy Bensebaini alle in Frage kommenden Spieler. Auch der zuletzt verletzte und davor so treffsichere Donyell Malen sollte einsatzfähig sein. Vielleicht erhält auch Teilzeitprofi Marco Reus nochmal eine Gelegenheit, seine früheren Fans wie schon so oft zu quälen.

Bei Borussia – der echten – ist die Personalsituation ähnlich entspannt. Von den verletzten Spielern ist allein Manu Koné einer, der womöglich sonst in der ersten Elf gestanden hätte. Die Ausfälle von Kramer und Jantschke sind verschmerzbar. Viel Lob gab es gegen Wolfsburg für die Neuausrichtung des Systems. Eine gestärkte Defensive, die vielgeforderte „Holding Six“ in Person von Ko Itakura, das war gegen Wolfsburg ein Beitrag zum Erfolg. Auch wenn das 5-2-3 eine klassische „Auswärtsaufstellung“ ist, wäre eine Wiederholung gegen starke Dortmunder keine Überraschung. Dass Itakura neben Julian Weigl erneut wird absichern dürfen, scheint sicher. Dass dahinter erneut Innenverteidiger stehen, ist weniger ausgemacht. Womöglich verzichtet Seoane auch auf einen aus der Reihe Friedrich – Elvedi - Wöber zugunsten eines weiteren Spielers im Mittelfeld, Florian Neuhaus käme in Frage, ebenso Rocco Reitz. Auch ein leichtes Zurückziehen des endlich wieder spielfitten Alassane Plea und der Einsatz eines echten Stürmers – Jordan oder Cvancara – ist möglich. Inwieweit der in Wolfsburg zumindest zwischenzeitlich erfolgreich getestete Flügeltausch von Franck Honorat und Nathan Ngoumou auch eine Option für Dortmund ist, weiß Gerardo Seoane allein. Trotz der Expertise von Honorat auf dieser Seite und der offensichtlichen Schwäche Ngoumous auf der ihm eigentlich fremden Position schien der Trainer diese Variante bisher nicht für erfolgversprechend zu halten.

SEITENWAHL-Prognose

Christian Spoo: Borussia schlägt sich wacker, wackerer jedenfalls, als man sich das nach dem letzten Heimspiel hätte vorstellen können. Das ändert aber nichts an der 1:2-Heimniederlage.

Michael Heinen: Die letzten 3 Bundesliga-Heimspiele gegen den BVB wurden gewonnen. Eine Tradition, die unbedingt bewahrt werden muss. Nach dem 3:2 der einzig wahren Borussia über den BVB wird in Mönchengladbach wieder von der einzig wahren CL geträumt.

Claus-Dieter Mayer: Die Borussia ist mal wieder ein passender Aufbaugegner und so gewinnt Gladbach 3:1 gegen Dortmund.