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Borussia Mönchengladbach hat es versäumt, bereits an diesem Wochenende dem Abstiegskampf Lebewohl zu sagen. Zwei individuelle Fehler von Omlin und Ngoumou sowie zu wenig Durchschlagskraft in der Offensive verhinderten einen möglichen Erfolg über den schwachen Gegner aus Dortmund. Stattdessen konnte dieser nach zuletzt drei Niederlagen in Folge wieder ein Bundesligaspiel im Borussia-Park gewinnen, ohne sich dazu allzu sehr verausgaben zu müssen.

Sicher, wenn Tomas Cvancara kurz vor Schluss den Ball etwas besser getroffen hätte, wäre ein verdienter Punktgewinn gegen die dezimierten Westfalen möglich gewesen. Insgesamt aber reicht die Leistung, die Borussia an diesem Samstagnachmittag zum wiederholten Male abgerufen hat, nicht für mehr als unteres Bundesliga-Mittelfeld. Besser ist Borussia Mönchengladbach anno 2024 nicht und es gibt wenig Hoffnung, dass sich hieran in der näheren Zukunft etwas ändern wird.

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Der aktuelle Platz 11 in der Tabelle ist trügerisch bei nur fünf Punkten Vorsprung auf die wiedererstarkten Mainzer und das relativ komplizierte Restprogramm. Mit Bochum, Wolfsburg und Union sind zum Glück noch drei weitere kriselnde Klubs mit in der Verlosung um den Relegationsplatz 16. Ein weiterer Sieg in den ausbleibenden fünf Partien dürfte daher schon reichen, um das drohende Schicksal eines rheinischen Showdowns mit Fortuna Düsseldorf abzuwenden. Dieser muss aber erst einmal eingefahren werden. In den 12 bisherigen Spielen der Rückrunde konnte nur gegen die – neben Darmstadt – formschwächsten Teams aus Wolfsburg und Bochum gewonnen werden.

Aller Voraussicht nach wird Borussia Mönchengladbach in der kommenden Saison dennoch erstklassig spielen. Ob sie in der Endtabelle auf Platz 11 oder 15 landet, sollte dabei keine so große Rolle spielen, da dies sehr wesentlich von den Leistungen anderer Vereine abhängt. Als Erfolg wird die aktuelle Saison schon jetzt nicht mehr verkauft werden können, da das Saisonziel, sich dem Abstiegskampf fernzuhalten, verfehlt worden ist. Ein weiteres Saisonziel war der Aufbau einer Perspektive für eine bessere Zukunft, in der sich Borussia dauerhaft im gesicherten Mittelfeld etabliert mit mittelfristigen Ambitionen Richtung Europa. Schon jetzt steht fest, dass der im vergangenen Sommer eingeleitete Umbruch in den nächsten Monaten fortgesetzt werden muss – allerdings unter komplizierten Vorzeichen.

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Borussia wird nicht wie in der Vergangenheit bei interessierten Spielern damit punkten können, ein aufstrebender Bundesligist mit Europacup-Ambitionen zu sein. Stattdessen hat sich der Verein in dieser Saison endgültig in die Kategorie grauer Durchschnittsklub eingereiht, der sich perspektivisch stärker nach unten als nach oben orientieren muss.

Die finanzielle Lage ist offensichtlich mau, wie vermutlich auf der bald bevorstehenden Jahreshauptversammlung bestätigt werden wird. Mit dem peinlichen Ausscheiden im DFB-Pokal wurden fast 10 Mio. Euro fahrlässig verschenkt, die für den Kaderumbau dringend benötigt worden wären. Mit Jordan und Wöber müssen zwei Spieler aus dem erweiterten Stamm voraussichtlich ersetzt werden. Die für Manu Koné eingeplanten rund 35 Mio. Euro werden nicht im Ansatz erzielt werden können. Auch sonst gibt es kaum Spieler, für die eine nennenswerte Ablöse zu erwarten ist. Von daher wird der Verein gezwungen sein, kreative Billiglösungen zu finden, um die Mannschaft besser aufzustellen. Bei Robin Hack ist dies zuletzt gelungen. Bei Ranos, Ullrich oder Chiarodia bislang nicht.

Auch die Leihe von Jordan konnte in letzter Instanz nicht die Hoffnungen erfüllen und wird daher aller Voraussicht nach in keine dauerhafte Anstellung münden. Fernab von seiner Verletzungsanfälligkeit hat der Amerikaner in der Rückrunde nicht mehr an die anfänglich starken Leistungen anknüpfen können. Lediglich beim 5:2-Erfolg über den VfL Bochum zeigte er eine starke Leistung. Der letzte richtig gute Auftritt davor erfolgte Anfang November in Freiburg. Schon in der Vorsaison war er in Diensten von Union Berlin stark in die Saison gestartet mit fünf Treffern aus den ersten sechs Partien, konnte daran aber später nicht mehr anknüpfen.

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Nach Medienberichten scheint Borussia nicht bereit, die kolportierten drei Millionen Euro für Jordan auszulegen. Dies mag Teil eines Ablösepokers sein, im Wissen, dass die Köpenicker ihn kaum werden zurückholen wollen. Aber selbst wenn der 27jährige am Ende doch noch günstig wechselt, wird er allerhöchstens als Backup eingeplant werden können. Da sich neben Jordan auch Cvancara als höchst verletzungsanfällig erwiesen hat, benötigt Borussia im Sommer in jedem Fall einen weiteren Mittelstürmer mit Stammplatzpotential.

Im Tor wird dagegen kein Neuzugang benötigt, sondern lediglich eine Entscheidung darüber, wer in die kommende Spielzeit als Nr. 1 gehen wird. Klar ist, dass Borussias goldene Zeiten vorbei sind, in denen sie mit Marc-André ter Stegen und Yann Sommer über Weltklasse-Torhüter verfügte, die dem Verein pro Saison zahlreiche Punkte retteten. Diese Klasse verkörpern weder Jonas Omlin noch Moritz Nicholas, was mit Blick auf die gesunkenen Ansprüche des Vereins kein Weltuntergang ist. Nicholas hat sich insgesamt stark entwickelt und als brauchbarer Bundesliga-Torwart erwiesen. Bei Omlin sollte daran erinnert werden, dass er vor seiner Verletzung ein starker Rückhalt war, der er hoffentlich auch im kommenden Jahr wieder werden wird. Seine fehlerhaften Leistungen der letzten Spiele überraschen nur bedingt. Gerade Torhüter benötigen nach einer längeren Verletzung oft einige Zeit, bis sie wieder ihre Bestform erreichen können. Da geht es Omlin nicht anders als einstigen Welttorhütern. Leider benötigen sie dafür Spielpraxis, was die Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt der Reintegration schwierig macht. Wahrscheinlich wäre es schlauer gewesen, den Abstiegskampf zunächst einmal mit Nicholas zu bestreiten und den Schweizer behutsamer heranzuführen. Jetzt wo Seoane die Entscheidung aber pro Omlin getroffen hat, kann er davon kaum noch zurücktreten, ohne seinen Kapitän zu demontieren.

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Für die defensive Stabilität war die Entscheidung, den defensivstarken Itakura ins defensive Mittelfeld vorzuziehen, sehr wichtig. Trotz der zwei Gegentore hielt der Defensivverbund gegen Dortmund verhältnismäßig stabil. Insgesamt sind 56 Gegentore aber schon jetzt inakzeptabel viel, sodass hier im Sommer ebenfalls nachgebessert werden muss. Es wird eine Herkulesaufgabe, die Abwehr zu stärken, obwohl mit Wöber ihr stärkster Spieler kaum zu halten ist. Nur darauf zu hoffen, dass sich z. B. ein Chiarodia endlich so wie erhofft entwickelt, wird kaum reichen.

Die Aufgabe im kommenden Sommer wird daher noch einmal schwieriger als sie es im vergangenen Jahr gewesen ist. Ob Sportdirektor Roland Virkus der richtige Mann dafür ist, um sie zu bewältigen, wurde nicht nur an dieser Stelle schon mehrfach angezweifelt. Bevor sich der Verein aber dieser Frage widmet, muss in den kommenden Wochen zunächst einmal der Klassenerhalt endgültig gesichert werden. Die bevorstehenden Gegner aus Sinsheim, Berlin und Bremen gehören in etwa zu der Leistungskategorie, in die sich Borussia 2024 eingereiht hat, sodass hier hoffentlich die noch benötigten Punkte eingefahren werden können. Mehr ist von dieser verkorksten Saison leider nicht zu erwarten.

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